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Nachbarklage – Beeinträchtigung eines mit einem Einfamilienhaus bebauten Grundstücks

Wie viel ist der Frieden an der Grundstücksgrenze wert? Diese Frage stand im Zentrum eines Nachbarschaftsstreits um einen Carport. Vor Gericht ging es nun um die entscheidende Zahl: den Streitwert. Und der Beschluss zeigt, dass auch vermeintlich kleine Bauvorhaben teuer zu stehen kommen können, wenn Nachbarn sich streiten.

Zum vorliegenden Urteil Az.: 1 OA 33/25 | Schlüsselerkenntnis | FAQ  | Glossar  | Kontakt

Das Wichtigste in Kürze

Hier ist die strukturierte Zusammenfassung des Urteilstextes:

  • Gericht: OVG Lüneburg
  • Datum: 27.03.2025
  • Aktenzeichen: 1 OA 33/25
  • Verfahrensart: Beschwerde gegen eine Streitwertfestsetzung
  • Rechtsbereiche: Kostenrecht (Gerichtskostengesetz – GKG), Verwaltungsrecht (Verwaltungsgerichtsordnung – VwGO), Baurecht

Beteiligte Parteien:

  • Kläger: Die Klägerin (Beschwerdeführerin im aktuellen Verfahren), die gegen die Streitwertfestsetzung des Verwaltungsgerichts Beschwerde eingelegt hat. Sie hatte ursprünglich gegen eine Baugenehmigung für einen Carport auf dem Nachbargrundstück geklagt und fühlte sich durch diesen in ihren Rechten (Grenzabstände, Emissionen) verletzt.

Worum ging es in dem Fall?

  • Sachverhalt: Die Klägerin legte Beschwerde gegen die Festsetzung des Streitwerts durch das Verwaltungsgericht Osnabrück in einem früheren Verfahren ein. In diesem Verfahren hatte sie gegen die Baugenehmigung für einen Carport auf dem Nachbargrundstück geklagt, weil sie Beeinträchtigungen ihres Einfamilienhauses (u.a. durch Nichteinhaltung von Grenzabständen und durch Fahrzeugemissionen) befürchtete. Das Verwaltungsgericht hatte die Klage abgewiesen und den Streitwert auf 25.000 € festgesetzt.
  • Kern des Rechtsstreits: Die Frage, ob die Höhe des vom Verwaltungsgericht festgesetzten Streitwerts (25.000 €) für die Klage gegen die Baugenehmigung angemessen war.

Was wurde entschieden?

  • Entscheidung: Die Beschwerde der Klägerin gegen die Streitwertfestsetzung wurde zurückgewiesen.
  • Begründung: Das Gericht hält die Festsetzung des Streitwerts von 25.000 € durch das Verwaltungsgericht für korrekt. Es habe sich dabei zu Recht an den üblichen Streitwertannahmen für Nachbarklagen bei Einfamilienhäusern (Rahmen 10.000 € bis 40.000 €) orientiert. Die von der Klägerin genannten Beeinträchtigungen (Grenzabstände, Emissionen) seien nicht als geringfügig anzusehen. Die Argumentation der Klägerin, nur Gartenteile seien betroffen, überzeugte das Gericht nicht, da sie in ihrer ursprünglichen Klage auch den Schutz ihres Wohnhauses geltend gemacht hatte.
  • Folgen: Der Streitwert für das ursprüngliche Klageverfahren bleibt bei 25.000 € festgesetzt. Das Beschwerdeverfahren selbst kostet keine Gerichtsgebühren, die Anwaltskosten etc. werden aber nicht erstattet. Diese Entscheidung ist endgültig und kann nicht weiter angefochten werden.

Der Fall vor Gericht


Streitwert in Nachbarschaftsklage bestätigt

Nachbarklage droht: Carportbau. Grundstücksbeeinträchtigung, Nachbarrecht.
Streitwertfestsetzung in Nachbarschaftsklage | Symbolbild: KI-generiertes Bild

Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg hat mit Beschluss vom 27. März 2025 (Az.: 1 OA 33/25) eine Beschwerde gegen die Festsetzung des Streitwerts in einem Nachbarschaftsstreit zurückgewiesen. Geklärt wurde die korrekte Bemessung des Werts für ein Verfahren, in dem eine Grundstückseigentümerin gegen die Baugenehmigung für einen Carport auf dem Nachbargrundstück klagte. Das Gericht bestätigte die Entscheidung der Vorinstanz.

Der ursprüngliche Konflikt: Carport sorgt für Streit

Ausgangspunkt war die Klage einer Eigentümerin eines mit einem Einfamilienhaus bebauten Grundstücks. Sie fühlte sich durch die Baugenehmigung für einen Carport auf dem angrenzenden Grundstück in ihren Rechten verletzt. Sie machte geltend, die Genehmigung verstoße gegen nachbarschützende Vorschriften, insbesondere bezüglich der Grenzabstände. Zudem befürchtete sie unzumutbare Belästigungen durch zusätzliche Fahrzeugemissionen. Ihr Ziel war die Aufhebung der erteilten Baugenehmigung.

Die Streitwertfestsetzung der Vorinstanz

Das Verwaltungsgericht Osnabrück hatte den Streitwert für dieses Klageverfahren auf 25.000 Euro festgesetzt. Der Streitwert ist eine wichtige Größe im Gerichtsverfahren. Er bestimmt maßgeblich die Höhe der anfallenden Gerichts- und Anwaltskosten. Je höher der Streitwert, desto höher sind potenziell die Kosten für die beteiligten Parteien. Das Verwaltungsgericht orientierte sich bei seiner Entscheidung an etablierten Richtlinien.

Grundlage: Streitwertkatalog des OVG Niedersachsen

Das Verwaltungsgericht stützte seine Entscheidung auf die Streitwertannahmen der zuständigen Senate des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts (veröffentlicht im NdsVBl. 2021, S. 247 ff.). Diese sehen für Nachbarklagen, die die Beeinträchtigung eines Einfamilienhauses betreffen, einen Rahmen von 10.000 Euro bis 40.000 Euro vor (Ziff. 7a der Streitwertannahmen). Innerhalb dieses Rahmens wählte das Gericht einen Wert, der dem für ein Genehmigungsverfahren für ein Einfamilienhaus entspricht (Ziff. 1a).

Die Beschwerde der Klägerin

Die Klägerin war mit der Festsetzung auf 25.000 Euro nicht einverstanden und legte Beschwerde beim OVG Lüneburg ein. Sie argumentierte, dieser „Mittelwert“ sei zu hoch angesetzt. Der genehmigte Carport befinde sich acht Meter von ihrer Grundstücksgrenze entfernt. Daher seien lediglich Gartenteile ihres Grundstücks betroffen, was nach Ziffer 7c der Streitwertannahmen einen niedrigeren Wert rechtfertigen würde.

Entscheidung des OVG Lüneburg: Beschwerde erfolglos

Das OVG Lüneburg wies die Streitwertbeschwerde zurück. Die Richterinnen und Richter sahen keinen Grund, die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Osnabrück zu beanstanden. Die Festsetzung auf 25.000 Euro bewege sich im Rahmen des dem Gericht zustehenden Ermessens gemäß § 52 Abs. 1 Gerichtskostengesetz (GKG) und entspreche den gängigen Streitwertannahmen.

Keine atypisch geringfügige Beeinträchtigung

Das OVG betonte, dass die von der Klägerin geltend gemachten Beeinträchtigungen – insbesondere die behauptete Verletzung von Grenzabständen und die befürchteten Emissionen – nicht als atypisch geringfügig einzustufen seien. Die Sorge um solche Beeinträchtigungen rechtfertige den angesetzten Wert innerhalb des vorgegebenen Rahmens für Einfamilienhaus-Grundstücke.

Fokus auf das Wohnhaus, nicht nur den Garten

Das Gericht folgte auch nicht der Argumentation der Klägerin, es seien nur Gartenteile betroffen. Das OVG verwies auf den eigenen Vortrag der Klägerin im ursprünglichen Verfahren. Dort hatte sie unter anderem auf die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse hingewiesen. Dies mache deutlich, dass es ihr sehr wohl auch um den Schutz ihres Wohnhauses ging und nicht nur um untergeordnete Gartenteile.

Irrelevanz des Verfahrensausgangs für den Streitwert

Entscheidend für die Bemessung des Streitwerts ist die Bedeutung der Sache für den Kläger zum Zeitpunkt der Klageerhebung, wie sie sich aus seinem Antrag und seinen vorgebrachten Argumenten ergibt. Dass das Verwaltungsgericht der Klage in der Hauptsache letztlich nicht stattgegeben hatte, ändere nichts an dem ursprünglich korrekt bestimmten Streitwert, so das OVG.

Zusätzliches Verfahren ohne Einfluss auf den Streitwert

Das OVG stellte zudem klar, dass ein parallel von der Klägerin betriebenes Verfahren (Az. 2 A 77/23), in dem sie ein bauaufsichtliches Einschreiten gegen den Carport begehrte, keine Auswirkung auf den Streitwert der Anfechtungsklage gegen die Baugenehmigung hat. Die Anmerkungen zum Streitwertkatalog sehen vor, dass bei gleichzeitigem Vorgehen (Anfechtung der Genehmigung und Antrag auf Einschreiten) der Streitwert für jedes Begehren ohne Abschlag anzusetzen ist.

Kostenentscheidung und Rechtsmittel

Das Beschwerdeverfahren über den Streitwert war gebührenfrei. Eine Erstattung der außergerichtlichen Kosten (z.B. Anwaltskosten für das Beschwerdeverfahren) findet nicht statt, wie es § 68 Abs. 3 GKG vorsieht. Der Beschluss des OVG Lüneburg ist unanfechtbar, das heißt, gegen diese Entscheidung über den Streitwert kann kein weiteres Rechtsmittel eingelegt werden (§§ 152 Abs. 1 VwGO, 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).

Bedeutung für Betroffene: Was heißt das für Nachbarn?

Streitwert als Kostenfaktor

Diese Entscheidung verdeutlicht, wie Gerichte den Wert eines Nachbarschaftsstreits festlegen. Für Kläger und Beklagte ist dies relevant, da der Streitwert die Basis für die Berechnung von Gerichts- und Anwaltsgebühren bildet. Ein höherer Streitwert bedeutet potenziell höhere Prozesskosten, unabhängig davon, wer am Ende gewinnt oder verliert.

Maßstab: Art der Beeinträchtigung und betroffenes Gut

Das Gericht bestätigt die Praxis, dass bei Klagen gegen Bauvorhaben, die ein benachbartes Einfamilienhaus potenziell beeinträchtigen, regelmäßig ein substantieller Streitwert angesetzt wird (hier im mittleren Bereich des Rahmens von 10.000 bis 40.000 Euro). Die Begründung: Der Schutz des eigenen Wohnhauses hat für den Eigentümer eine hohe Bedeutung.

Argumentation im Verfahren entscheidend

Die Entscheidung zeigt auch, wie wichtig die Argumentation im Klageverfahren ist. Selbst wenn ein Bauvorhaben weiter entfernt liegt, kann der Streitwert hoch angesetzt werden, wenn der Kläger Sorgen um die Beeinträchtigung seines Wohnhauses (z.B. durch Lärm, Emissionen, Verletzung von Abstandsflächen) plausibel vorträgt. Die Behauptung, nur der Garten sei betroffen, überzeugte hier nicht, da frühere Argumente der Klägerin auf den Schutz des Wohnens abzielten.

Kein „Rabatt“ bei parallelen Anträgen

Werden gleichzeitig mehrere Ziele verfolgt – etwa die Aufhebung einer Genehmigung und zusätzlich ein behördliches Einschreiten –, werden die Streitwerte dafür in der Regel addiert oder zumindest nicht reduziert. Dies kann die Gesamtkosten eines Rechtsstreits weiter erhöhen. Betroffene sollten dies bei ihrer Prozessstrategie berücksichtigen.

Bestätigung der gängigen Praxis

Insgesamt festigt der Beschluss die etablierte Praxis zur Streitwertbemessung in bau- und immissionsschutzrechtlichen Nachbarstreitigkeiten in Niedersachsen. Er bietet eine Orientierung, mit welchem Streitwert und damit verbundenen Kostenrisiko Nachbarn rechnen müssen, wenn sie gerichtlich gegen Bauvorhaben auf angrenzenden Grundstücken vorgehen, die ihr Einfamilienhaus betreffen könnten.


Die Schlüsselerkenntnisse

Das Gericht bestätigt, dass bei Nachbarklagen gegen Bauvorhaben an Einfamilienhäusern Streitwerte zwischen 10.000 € und 40.000 € angemessen sind, wobei hier 25.000 € festgesetzt wurden. Die Beeinträchtigung durch einen Carport auf dem Nachbargrundstück wurde nicht als geringfügig eingestuft, da die Klägerin Grenzabstandsverletzungen und Fahrzeugemissionen geltend machte. Für Nachbarn bedeutet dies, dass ihre Einwände gegen Bauvorhaben rechtlich ernst genommen werden, selbst wenn diese auf den ersten Blick klein erscheinen mögen.

Benötigen Sie Hilfe?

Streitigkeiten mit Ihren Nachbarn? Wir unterstützen Sie.

Ärgern Sie sich über ein Bauvorhaben auf dem Nachbargrundstück und sehen Ihre Rechte als Eigentümer verletzt? Die Festsetzung des Streitwerts in solchen Nachbarschaftsklagen hat erhebliche Auswirkungen auf die zu erwartenden Gerichts- und Anwaltskosten. Es ist daher entscheidend, die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Argumentation vor Gericht genau zu kennen, um Ihre Interessen bestmöglich zu vertreten.

Wir bieten Ihnen eine fundierte Ersteinschätzung Ihrer Situation und beraten Sie hinsichtlich der Erfolgsaussichten sowie der potenziellen Kosten eines Rechtsstreits. Unser Ziel ist es, Ihre Rechte zu schützen und eine interessengerechte Lösung für Sie zu finden – außergerichtlich oder vor Gericht.

Ersteinschätzung anfragen

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was bedeutet „Streitwert“ in einer Nachbarschaftsklage und warum ist er wichtig?

Der Streitwert ist der Geldwert, um den es in einem Gerichtsverfahren geht. Er drückt aus, welche wirtschaftliche Bedeutung der Streit für die klagende Partei hat.

Wie wird der Streitwert bei Nachbarschaftsklagen bestimmt?

In vielen Nachbarschaftsklagen geht es nicht direkt um eine bezifferbare Geldsumme, sondern zum Beispiel darum, dass der Nachbar etwas Bestimmtes tun oder unterlassen soll (z.B. einen Baum zurückschneiden, Lärm vermeiden, einen Zaun entfernen).

  • In solchen Fällen legt das Gericht den Streitwert nach eigenem Ermessen fest.
  • Dabei schätzt das Gericht, wie wichtig die Angelegenheit für den Kläger ist und welche wirtschaftlichen Auswirkungen die geforderte Handlung oder Unterlassung hat.
  • Stellen Sie sich vor, Sie klagen, weil die Hecke des Nachbarn zu hoch ist und Ihr Grundstück stark beschattet. Das Gericht wird dann bewerten, wie stark Ihre Beeinträchtigung ist und daraus einen Geldwert – den Streitwert – ableiten. Dieser Wert spiegelt Ihr Interesse wider, dass die Hecke gekürzt wird.

Warum ist der Streitwert so wichtig?

Der vom Gericht festgesetzte Streitwert ist entscheidend für die Kosten des Gerichtsverfahrens.

  • Gerichtskosten: Die Gebühren, die an das Gericht zu zahlen sind, richten sich nach der Höhe des Streitwerts. Je höher der Streitwert, desto höher sind die Gerichtsgebühren.
  • Anwaltskosten: Auch die Gebühren für die beteiligten Rechtsanwälte werden auf Grundlage des Streitwerts berechnet. Die gesetzlichen Gebührenordnungen sehen vor, dass Anwälte für höhere Streitwerte auch höhere Gebühren abrechnen. Ein höherer Streitwert führt also in der Regel auch zu höheren Anwaltskosten.

Für Sie bedeutet das: Der Streitwert gibt Ihnen einen Anhaltspunkt dafür, mit welchen finanziellen Aufwendungen Sie bei einer Nachbarschaftsklage rechnen müssen, sowohl für das Gericht als auch für die Anwälte. Er beeinflusst maßgeblich das Kostenrisiko des Verfahrens.


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Wie wird der Streitwert in einer Nachbarschaftsklage in der Regel festgelegt?

Der Streitwert ist ein Geldbetrag, der den Wert des Interesses widerspiegelt, das der Kläger mit seiner Klage verfolgt. Er ist wichtig, denn nach ihm berechnen sich die Gerichts- und Anwaltskosten. Bei einer Nachbarschaftsklage legt das zuständige Gericht diesen Wert fest.

Grundlage der Festsetzung: Das Interesse des Klägers

Maßgeblich für den Streitwert ist, was Sie mit der Klage erreichen möchten. Geht es darum, dass Ihr Nachbar etwas Bestimmtes unterlassen soll (z.B. laute Musik nach 22 Uhr) oder etwas tun soll (z.B. überhängende Äste zurückschneiden)? Das Gericht bewertet dann, welches wirtschaftliche oder auch ideelle (nicht direkt in Geld messbare) Interesse Sie an der Durchsetzung dieser Forderung haben. Es geht also nicht automatisch um den Wert Ihres Grundstücks, sondern um den Wert des Anliegens, um das gestritten wird.

Orientierung an gesetzlichen Vorgaben und Erfahrungswerten

Die Festsetzung des Streitwerts erfolgt nicht willkürlich, sondern basiert auf gesetzlichen Grundlagen (insbesondere § 3 der Zivilprozessordnung – ZPO) und dem Ermessen des Gerichts. Das Gericht muss dabei alle Umstände des Einzelfalls berücksichtigen. In der Praxis orientieren sich Gerichte häufig an sogenannten Streitwertkatalogen oder Tabellen. Diese enthalten Erfahrungswerte und Richtwerte für typische Streitfälle, auch im Nachbarschaftsrecht. Sie dienen als Leitfaden, um eine möglichst einheitliche Bewertung ähnlicher Fälle zu gewährleisten.

Faktoren, die den Streitwert beeinflussen können

Verschiedene Aspekte können bei der Bewertung eine Rolle spielen:

  • Art der Störung: Handelt es sich um Lärm, Gerüche, Schattenwurf, überhängende Pflanzen, eine grenznahe Bebauung oder etwas anderes?
  • Intensität und Dauer der Beeinträchtigung: Wie stark und wie lange wirkt sich die Störung aus? Eine gelegentliche, geringfügige Belästigung wird in der Regel niedriger bewertet als eine dauerhafte, erhebliche Beeinträchtigung.
  • Auswirkungen auf die Nutzung des Grundstücks: Wird die Nutzung Ihres Gartens, Ihrer Wohnung oder Ihres Hauses durch die Störung erheblich eingeschränkt?
  • Das spezifische Interesse des Klägers: Warum ist Ihnen die Beseitigung oder Unterlassung der Störung besonders wichtig?

Stellen Sie sich vor, es geht um den Rückschnitt einiger weniger Äste, die leicht über die Grenze ragen. Hier wird der Streitwert wahrscheinlich niedriger angesetzt, als wenn es um die Unterlassung von permanentem, lautem Gewerbelärm geht, der Ihre Wohnqualität massiv beeinträchtigt.

Das Gericht legt den Streitwert nach sorgfältiger Prüfung der Umstände fest. Dieser Wert bildet dann die Basis für die Berechnung der anfallenden Kosten des Rechtsstreits.


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Welche Rolle spielen sogenannte „Streitwertannahmen“ des Oberverwaltungsgerichts bei der Streitwertfestsetzung?

Diese „Streitwertannahmen“, oft auch in Form von Empfehlungslisten oder Richtlinien veröffentlicht (wie zum Beispiel vom Oberverwaltungsgericht Niedersachsen), dienen den Gerichten als wichtige Orientierungshilfe. Sie helfen dabei, den sogenannten Streitwert in Gerichtsverfahren möglichst einheitlich festzulegen.

Was sind Streitwertannahmen?

Stellen Sie sich vor, viele Gerichtsverfahren ähneln sich in ihrer Art – zum Beispiel Klagen von Nachbarn gegen eine Baugenehmigung. Um zu vermeiden, dass jedes Gericht den Wert des Streits (den Streitwert) ganz unterschiedlich einschätzt, geben höhere Gerichte wie die Oberverwaltungsgerichte Empfehlungen heraus. Diese enthalten Vorschläge für Streitwerte für typische Verfahrensarten. Das Ziel ist es, für mehr Einheitlichkeit und Vorhersehbarkeit bei der Festsetzung des Streitwerts zu sorgen. Der Streitwert ist die Grundlage für die Berechnung der Gerichts- und Anwaltskosten.

Wie wirken sich diese Annahmen aus?

Obwohl diese Streitwertannahmen rechtlich nicht streng bindend sind – das Gericht im Einzelfall also davon abweichen kann, wenn es gute Gründe dafür gibt – haben sie in der Praxis eine sehr große Bedeutung. Die Gerichte orientieren sich bei ihrer Entscheidung über die Höhe des Streitwerts in aller Regel stark an diesen Empfehlungen. Bei einer typischen Nachbarschaftsklage, etwa gegen die Baugenehmigung für das Nachbarhaus, wird das Gericht also oft auf die entsprechenden Werte in diesen Richtlinien zurückgreifen.

Warum ist das für Sie wichtig?

Die Höhe des festgesetzten Streitwerts hat direkte Auswirkungen auf die Kosten eines Gerichtsverfahrens. Sowohl die Gerichtsgebühren als auch die gesetzlichen Anwaltsgebühren berechnen sich auf Basis dieses Werts. Die Streitwertannahmen beeinflussen daher maßgeblich, mit welchen potenziellen Kosten die Beteiligten in einem Verfahren rechnen müssen. Sie geben eine Vorstellung davon, welchen finanziellen Umfang das Gericht einem bestimmten Streit beimisst.


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Kann ich gegen die Festsetzung des Streitwerts vorgehen, wenn ich diese für zu hoch halte?

Ja, Sie müssen eine Streitwertfestsetzung durch das Gericht nicht einfach hinnehmen, wenn Sie der Meinung sind, dass der Wert zu hoch angesetzt wurde. Es gibt ein spezielles Rechtsmittel, um die Höhe des Streitwerts überprüfen zu lassen.

Das Rechtsmittel: Die Streitwertbeschwerde

Wenn Sie mit der Höhe des vom Gericht festgesetzten Streitwerts nicht einverstanden sind, können Sie dagegen Beschwerde einlegen. Dieses Verfahren nennt sich Streitwertbeschwerde.

Die Beschwerde müssen Sie bei dem Gericht einreichen, das den Streitwert ursprünglich festgesetzt hat. Es handelt sich dabei um dasselbe Gericht, bei dem auch Ihre Nachbarschaftsklage verhandelt wurde oder wird.

Voraussetzungen für die Beschwerde

Damit Ihre Beschwerde zulässig ist, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:

  1. Beschwerdewert: Der Wert des Gegenstands, über den Sie sich beschweren (der sogenannte Beschwerdewert), muss mehr als 200 Euro betragen. Vereinfacht gesagt bedeutet dies meist, dass die gewünschte Änderung des Streitwerts eine finanzielle Auswirkung auf die Gerichts- oder Anwaltskosten von über 200 Euro haben müsste. Eine Ausnahme besteht, wenn das Gericht die Beschwerde unabhängig von diesem Wert wegen grundsätzlicher Bedeutung der Sache zulässt.
  2. Frist: Sie müssen die Beschwerde innerhalb einer bestimmten Frist einlegen. Diese Frist beträgt sechs Monate. Sie beginnt in der Regel, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache (also zum Beispiel das Urteil in Ihrer Nachbarschaftsklage) rechtskräftig geworden ist oder das Verfahren auf andere Weise beendet wurde. Wurde der Streitwert erst nach diesem Zeitpunkt festgesetzt, beginnt die Sechsmonatsfrist, sobald Ihnen der Beschluss über die Streitwertfestsetzung zugestellt oder formlos mitgeteilt wurde. Es ist wichtig, diese Frist genau zu beachten.

Was passiert bei einer Beschwerde?

Nachdem Sie die Beschwerde eingereicht haben, prüft zunächst das Gericht, das den Streitwert festgesetzt hat, Ihre Argumente. Hält das Gericht Ihre Beschwerde für begründet, kann es seine eigene Entscheidung ändern und den Streitwert korrigieren.

Wenn das Gericht seine Meinung nicht ändert, legt es die Beschwerde dem nächsthöheren Gericht (dem Beschwerdegericht) zur Entscheidung vor. Dieses prüft dann ebenfalls die Streitwertfestsetzung.

Wichtig zu wissen: Das Einlegen der Streitwertbeschwerde führt nicht automatisch dazu, dass Sie die Gerichtskosten vorerst nicht zahlen müssen. Die Pflicht zur Zahlung der Kosten auf Basis des ursprünglich festgesetzten Streitwerts bleibt in der Regel erst einmal bestehen, bis über Ihre Beschwerde entschieden wurde.


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Welche Faktoren können den Streitwert in einer Nachbarschaftsklage beeinflussen?

Der Streitwert in einer Nachbarschaftsklage spiegelt das wirtschaftliche Interesse wider, das Sie als Kläger an der Durchsetzung Ihrer Forderung haben. Das Gericht legt diesen Wert fest, oft nach einer Schätzung (§ 3 Zivilprozessordnung). Dieser Wert ist wichtig, da er die Grundlage für die Berechnung der Gerichts- und Anwaltsgebühren bildet.

Mehrere Faktoren können die Höhe dieses Streitwerts beeinflussen:

Art und Intensität der Beeinträchtigung

  • Wie stark und wie lange stört etwas? Eine dauerhafte und erhebliche Belästigung, zum Beispiel durch lauten Gewerbelärm oder starke Gerüche, wird in der Regel zu einem höheren Streitwert führen als eine nur gelegentliche oder geringfügige Störung, wie etwa kurzzeitiger Baulärm vom Nachbarn.
  • Konkrete Beispiele: Geht es um Lärm, Schattenwurf durch hohe Bäume, Rauch, überhängende Äste, die Einhaltung von Grenzabständen oder vielleicht um die Zufahrt zu Ihrem Grundstück? Die Schwere der konkreten Störung ist ein zentraler Punkt.

Art des betroffenen Grundstücks und seiner Nutzung

  • Welche Art von Grundstück ist betroffen? Die Beeinträchtigung eines intensiv genutzten Gartens bei einem Einfamilienhaus kann anders bewertet werden als die Störung bei einem kaum genutzten Grundstück oder einer reinen Gewerbefläche.
  • Wie wirkt sich die Störung auf die Nutzung aus? Wird die Nutzung Ihres Grundstücks (z.B. als Wohnraum, zur Erholung im Garten, für gewerbliche Zwecke) durch die Nachbarstreitigkeit erheblich eingeschränkt? Je stärker die Nutzungsmöglichkeit beeinträchtigt ist, desto höher kann das Gericht Ihr Interesse an der Beseitigung der Störung bewerten.

Ihre konkrete Forderung (Klageantrag)

  • Was genau fordern Sie vor Gericht? Es macht einen Unterschied, ob Sie verlangen, dass der Nachbar lediglich ein paar überhängende Zweige abschneidet (oft geringerer Streitwert) oder ob Sie die Beseitigung eines ganzen Gebäudeteils fordern, weil Grenzabstände nicht eingehalten wurden (potenziell hoher Streitwert).
  • Unterlassung vs. Beseitigung: Wenn Sie möchten, dass eine bestimmte Handlung in Zukunft unterlassen wird (z.B. Lärm zu bestimmten Zeiten), bemisst sich der Streitwert nach Ihrem Interesse daran, dass die Störung aufhört. Fordern Sie die Beseitigung von etwas Bestehendem (z.B. eines Schuppens an der Grenze), können die Kosten der Beseitigung oder die Wertminderung Ihres Grundstücks durch die Störung eine Rolle spielen.

Gerichtliche Schätzung

Letztlich legt das Gericht den Streitwert nach freiem Ermessen fest (§ 3 Zivilprozessordnung, § 48 Gerichtskostengesetz). Es berücksichtigt dabei alle Umstände des Einzelfalls, die Sie und die Gegenseite vortragen. Es gibt keine starre Formel, sondern es erfolgt eine individuelle Bewertung Ihrer Interessen im konkreten Fall.


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Hinweis: Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.


Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

Baugenehmigung

Dies ist die amtliche Erlaubnis einer Baubehörde, ein bestimmtes Bauvorhaben (hier: einen Carport) errichten oder ändern zu dürfen. Sie bestätigt, dass das Vorhaben den öffentlich-rechtlichen Vorschriften, wie z.B. dem Bebauungsplan oder den Abstandsflächenregelungen, entspricht. Im vorliegenden Fall klagte die Nachbarin gegen die dem Grundstücksnachbarn erteilte Baugenehmigung für den Carport. Ihr Ziel war es, diese Genehmigung gerichtlich aufheben zu lassen, weil sie eine Verletzung ihrer Rechte befürchtete.

Beispiel: Wenn Sie ein Haus bauen möchten, müssen Sie bei der zuständigen Behörde einen Bauantrag stellen. Prüft die Behörde Ihr Vorhaben positiv, erteilt sie die Baugenehmigung, die Ihnen das Bauen offiziell erlaubt.


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nachbarschützende Vorschriften

Dies sind spezielle Regelungen im öffentlichen Baurecht, die nicht nur dem Allgemeininteresse dienen, sondern gezielt dem Schutz von Nachbarn vor unzumutbaren Beeinträchtigungen durch ein Bauvorhaben. Nur wenn eine Vorschrift nachbarschützend ist, kann sich ein Nachbar bei deren Verletzung erfolgreich gegen eine Baugenehmigung wehren. Im Text machte die Klägerin geltend, die Baugenehmigung verstoße gegen solche Vorschriften, insbesondere bezüglich der Grenzabstände und wegen befürchteter Emissionen.

Beispiel: Eine typische nachbarschützende Vorschrift ist die Einhaltung von Mindestabständen zur Grundstücksgrenze. Wird dieser Abstand unterschritten, kann der Nachbar verlangen, dass dies korrigiert wird, weil sein Recht auf ausreichenden Abstand verletzt ist.


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Anfechtungsklage

Dies ist eine spezifische Klageart vor den Verwaltungsgerichten, mit der die Aufhebung einer behördlichen Entscheidung (eines sogenannten Verwaltungsakts) beantragt wird. Voraussetzung ist, dass der Kläger geltend macht, durch diese Entscheidung in seinen Rechten verletzt zu sein (§ 42 Abs. 1 Alt. 1 Verwaltungsgerichtsordnung – VwGO). Im Text hatte die Eigentümerin eine Anfechtungsklage gegen die Baugenehmigung für den Carport erhoben, um deren Ungültigkeit zu erreichen. Der Streitwert wurde für genau dieses Klageverfahren festgesetzt.

Beispiel: Erhalten Sie einen Steuerbescheid, den Sie für falsch halten und der Sie zu Unrecht belastet, können Sie (nach erfolglosem Einspruch) eine Anfechtungsklage beim Finanzgericht einreichen, um die Aufhebung des Bescheids zu erreichen.


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Ermessen

Ermessen bezeichnet den Entscheidungsspielraum, den das Gesetz einer Behörde oder einem Gericht in bestimmten Fällen einräumt. Innerhalb dieses Spielraums können verschiedene Entscheidungen rechtmäßig sein, solange sie sachgerecht und willkürfrei getroffen werden. Im Text hatte das Verwaltungsgericht bei der Festsetzung des Streitwerts gemäß § 52 Abs. 1 GKG einen Ermessensspielraum (hier innerhalb des Rahmens von 10.000 bis 40.000 Euro laut Streitwertkatalog). Das OVG bestätigte, dass die Wahl von 25.000 Euro eine korrekte Ausübung dieses Ermessens war.

Beispiel: Bei der Entscheidung über die Höhe eines Zwangsgeldes kann die Behörde oft nach Ermessen handeln; sie wählt dann einen Betrag, der im Einzelfall angemessen erscheint, um den Betroffenen zur Handlung zu bewegen, muss aber gesetzliche Obergrenzen beachten.


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Beschwerde

Die Beschwerde ist ein Rechtsmittel gegen gerichtliche Entscheidungen, die keine Urteile sind (z.B. Beschlüsse über Kosten oder den Streitwert). Sie dient dazu, eine solche Entscheidung durch die nächsthöhere Instanz überprüfen zu lassen. Im vorliegenden Fall richtete sich die Beschwerde der Klägerin nicht gegen die Entscheidung in der Hauptsache (also zur Baugenehmigung selbst), sondern speziell gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts über die Höhe des Streitwerts. Das OVG Lüneburg entschied über diese Streitwertbeschwerde.

Beispiel: Wenn ein Gericht in einem laufenden Verfahren einen Antrag auf Prozesskostenhilfe ablehnt, kann der Antragsteller gegen diesen Ablehnungsbeschluss Beschwerde einlegen.


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unanfechtbar

Eine gerichtliche Entscheidung ist unanfechtbar, wenn gegen sie kein weiteres Rechtsmittel (wie Berufung, Revision oder weitere Beschwerde) mehr eingelegt werden kann. Die Entscheidung ist damit endgültig und rechtskräftig. Im Text ist der Beschluss des OVG Lüneburg über die Streitwertbeschwerde gemäß den angegebenen Paragraphen (§§ 152 Abs. 1 VwGO, 68 Abs. 1 Satz 5 GKG) unanfechtbar. Die Klägerin kann die Höhe des Streitwerts also nicht mehr bei einem anderen Gericht angreifen.

Beispiel: Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts sind unanfechtbar. Auch bei kleineren Streitwerten sind Urteile der Amtsgerichte oft nicht mehr berufungsfähig und damit unanfechtbar, wenn die Berufungssumme nicht erreicht wird und die Berufung nicht zugelassen wurde.

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Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 52 Abs. 1 Gerichtskostengesetz (GKG): Dieser Paragraph regelt die allgemeine Streitwertfestsetzung vor Gericht. Der Streitwert wird nach dem Ermessen des Gerichts aufgrund der Bedeutung der Sache für den Kläger festgesetzt. | Bedeutung im vorliegenden Fall: Das Verwaltungsgericht Osnabrück hat gemäß § 52 Abs. 1 GKG den Streitwert für die Nachbarklage auf 25.000 € festgesetzt, was vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg bestätigt wurde- Streitwertannahmen des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Lüneburg für Bau- und Immissionsschutzsachen: Das OVG Lüneburg hat interne Richtlinien für die Streitwertbemessung in bestimmten Rechtsbereichen, hier speziell für Nachbarklagen im Bau- und Immissionsschutzrecht, veröffentlicht. Diese dienen der Orientierung und Vereinheitlichung der Streitwertfestsetzung. | Bedeutung im vorliegenden Fall: Das Gericht orientierte sich an diesen Streitwertannahmen, die für Nachbarklagen wegen der Beeinträchtigung eines Einfamilienhauses einen Rahmen von 10.000 € bis 40.000 € vorsehen, und setzte den Wert innerhalb dieses Rahmens fest.
  • Nachbarklage im öffentlichen Baurecht: Eine Nachbarklage ist ein Rechtsbehelf eines Nachbarn gegen eine Baugenehmigung, wenn dieser sich durch das Bauvorhaben in seinen Rechten verletzt sieht, beispielsweise durch die Nichteinhaltung von Grenzabständen oder andere baurechtliche Vorschriften. | Bedeutung im vorliegenden Fall: Die Klägerin hat eine Nachbarklage erhoben, weil sie sich durch den genehmigten Carport auf dem Nachbargrundstück in ihren Rechten als Nachbarin beeinträchtigt sieht und eine Verletzung von Grenzabständen sowie zusätzliche Fahrzeugemissionen geltend macht.
  • Genehmigungswert der beeinträchtigten Nutzung: Bei der Streitwertbemessung in Nachbarklagen wird oft der Wert der Nutzung des beeinträchtigten Grundstücks als Grundlage genommen. Dies orientiert sich daran, welchen wirtschaftlichen oder immateriellen Nachteil der Kläger durch die Beeinträchtigung erleidet. | Bedeutung im vorliegenden Fall: Das Gericht legte den „Genehmigungswert der beeinträchtigten Nutzung“ zugrunde und orientierte sich am Streitwert, der in Verfahren um die Baugenehmigung für ein Einfamilienhaus üblich ist, da das Grundstück der Klägerin mit einem solchen bebaut ist.

Hinweise und Tipps

Praxistipps für Nachbarn bei Klagen gegen Bauvorhaben auf dem Nachbargrundstück

Ihr Nachbar plant einen Anbau, einen Carport oder eine Garage direkt an der Grenze, und Sie fühlen sich gestört? Sie überlegen, gegen die Baugenehmigung zu klagen, weil Sie Beeinträchtigungen befürchten? Bevor Sie diesen Schritt gehen, sollten Sie sich über die möglichen Kosten im Klaren sein.

Hinweis: Diese Praxistipps stellen keine Rechtsberatung dar. Sie ersetzen keine individuelle Prüfung durch eine qualifizierte Kanzlei. Jeder Einzelfall kann Besonderheiten aufweisen, die eine abweichende Einschätzung erfordern.

Tipp 1: Kostenrisiko realistisch einschätzen
Auch bei vermeintlich kleinen Bauvorhaben wie einem Carport kann das Gericht den Streitwert hoch ansetzen (im Beispielfall 25.000 €). Dieser Wert ist die Basis für die Berechnung der Gerichts- und Anwaltskosten. Geht der Prozess verloren, tragen Sie nicht nur Ihre eigenen Kosten, sondern in der Regel auch die des Gerichts und die Anwaltskosten der Gegenseite.

⚠️ ACHTUNG: Unterschätzen Sie die finanziellen Folgen einer Klage nicht. Die Kosten können schnell mehrere tausend Euro betragen, selbst wenn es nur um einen Carport geht.


Tipp 2: Streitwert wird vom Gericht festgelegt, nicht von Ihnen
Die Höhe des Streitwerts bestimmt das Gericht nach gesetzlichen Vorgaben (z.B. § 52 GKG) und anhand der Bedeutung der Sache für Sie. Ihre persönliche Einschätzung der Beeinträchtigung ist dafür nicht allein maßgeblich. Gerichte orientieren sich oft an Erfahrungswerten und Streitwertkatalogen, die für Nachbarklagen oft hohe Beträge vorsehen können.


Tipp 3: Objektive Rechtsverletzung prüfen lassen
Eine Klage hat nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn das Bauvorhaben des Nachbarn tatsächlich gegen Vorschriften verstößt, die auch Ihrem Schutz dienen (z. B. Grenzabstandsregeln, Lärmschutzvorgaben). Eine bloße gefühlte Beeinträchtigung oder allgemeine Unzufriedenheit reicht nicht aus. Lassen Sie die Erfolgsaussichten unbedingt vorab von einem Fachanwalt für Verwaltungsrecht oder Baurecht prüfen.


Tipp 4: Alternative Konfliktlösungen suchen
Bevor Sie den Weg zum Gericht wählen, prüfen Sie Alternativen. Suchen Sie das Gespräch mit dem Nachbarn oder ziehen Sie eine Mediation in Betracht. Oft lassen sich Kompromisse finden, die einen teuren und langwierigen Rechtsstreit vermeiden und das nachbarschaftliche Verhältnis weniger belasten.


Weitere Fallstricke oder Besonderheiten?
Der dargestellte Fall zeigt exemplarisch, dass der Streitwert bei Nachbarklagen gegen Baugenehmigungen oft pauschal und relativ hoch angesetzt wird, unabhängig vom konkreten Wert des Bauvorhabens. Die Gerichte bewerten das Interesse des Klägers, von Beeinträchtigungen auf seinem Grundstück verschont zu bleiben, als hoch.

✅ Checkliste: Nachbarklage gegen Baugenehmigung

  • Liegt eine Baugenehmigung vor?
  • Verletzt das Vorhaben konkret Vorschriften, die meinem Schutz dienen (z.B. Grenzabstände, Immissionsschutz)?
  • Wurden die Erfolgsaussichten anwaltlich geprüft?
  • Wurde das hohe Kostenrisiko (Gerichts- & Anwaltskosten beider Seiten bei Niederlage) berücksichtigt?
  • Wurden Alternativen (Gespräch, Mediation) versucht oder ernsthaft erwogen?

Das vorliegende Urteil


OVG Lüneburg – Az.: 1 OA 33/25 – Beschluss vom 27.03.2025


* Der vollständige Urteilstext wurde ausgeblendet, um die Lesbarkeit dieses Artikels zu verbessern. Klicken Sie auf den folgenden Link, um den vollständigen Text einzublenden.

Hinweis: Informationen in unserem Internetangebot dienen lediglich Informationszwecken. Sie stellen keine Rechtsberatung dar und können eine individuelle rechtliche Beratung auch nicht ersetzen, welche die Besonderheiten des jeweiligen Einzelfalles berücksichtigt. Ebenso kann sich die aktuelle Rechtslage durch aktuelle Urteile und Gesetze zwischenzeitlich geändert haben. Benötigen Sie eine rechtssichere Auskunft oder eine persönliche Rechtsberatung, kontaktieren Sie uns bitte.

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